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Evangelische Diakonie will überzeugte AfD-Mitglieder jetzt rauswerfen

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Die Diakonie der evangelischen Kirche will überzeugte AfD-Mitglieder in den eigenen Reihen nicht mehr dulden. Wer uneinsichtig ist, dem drohen arbeitsrechtliche Konsequenzen. Da ist sich Sachsens Landesverband mit Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch einig. In einem anderen Punkt gibt es aber Widerspruch aus dem Freistaat.

Berlin/Chemnitz.

Die Diakonie setzt sich für die Schwächsten ein. „Wir tun es aus dem Glauben heraus. Als Diakonie sind wir handelnde Kirche“, beschreibt Sachsens Diakonie ihr Leitbild. Unverrückbare Grundgebote seien dabei die Nächstenliebe und die Wohltätigkeit.

An diesen Werten richtet die evangelische Hilfsorganisation ihre gesamte Arbeit aus. Und Rüdiger Schuch, Präsident des Bundesverbands der Diakonie, hat jetzt klargemacht, wer bei ihm außen vor ist: Mitarbeiter, die die AfD „aus Überzeugung“ unterstützen. Diesen AfD-Mitgliedern droht Schuch nun mit Kündigung.

Diakonie-Präsident Schuch: Wer die AfD aus Überzeugung wählt, kann nicht in der Diakonie arbeiten

Der Pfarrer geht aber sogar noch einen Schritt weiter. „Wer die AfD aus Überzeugung wählt, kann nicht in der Diakonie arbeiten“, sagte Schuch den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Diese Leute können sich im Grunde auch nicht mehr zur Kirche zählen, denn das menschenfeindliche Weltbild der AfD widerspricht dem christlichen Menschenbild.“ Zwar sollte zunächst mit dem betreffenden Mitarbeitenden gesprochen werden und ihm oder ihr klar gemacht werden, dass für menschenfeindliche Äußerungen in den Einrichtungen der Diakonie kein Platz sei. „Aber wenn das nichts ändert, muss es arbeitsrechtliche Konsequenzen geben“, sagte Schuch und fügte hinzu: „Wer sich für die AfD einsetzt, muss gehen.“

Mehr als 25.300 hauptamtliche Mitarbeiter allein in Sachsen

Die Diakonie Deutschland gehört bundesweit zu den größten Trägern von Einrichtungen für die Pflege und Betreuung von Menschen. In den Einrichtungen des evangelischen Wohlfahrtsverbandes arbeiten hauptamtlich mehr als 627.000 Menschen. Mehr als 25.300 Mitarbeitende und viele Freiwillige in fast 1955 Einrichtungen, Diensten und Beratungsstellen sind es allein in Sachsen - und auch der sächsische Diakonie-Landesverband stellt klar: „Mitarbeitende, die sich zu rechtsextremen, rassistischen und menschenverachtenden Positionen bekennen, ist deutlich zu machen, dass diese dem Leitbild der Diakonie Sachsen widersprechen“, sagte Dietrich Bauer, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Sachsen, am Dienstagnachmittag der „Freien Presse“. „Bei Mitarbeitenden, die auf diesen Positionen beharren, sind arbeitsrechtliche Schritte zu prüfen.“ Ein Türchen lässt die Diakonie aber auch für sie weiter offen. „Wir sind überzeugt: Menschen und Positionen können sich ändern“, so Bauer. „Die Diakonie gibt niemanden verloren“, so Bauer.

Landesverband will Handreichung zum Umgang ausgeben

Der Landesverband der Diakonie ist aber nicht weisungsberechtigt gegenüber seinen Trägern und Einrichtungen. „Wir arbeiten aber gerade an einer Handreichung, wie mit menschenverachtenden Haltungen umzugehen ist, die wir an unsere Mitglieder und Einrichtungen ausgeben wollen“, hatte Sprecherin Nora Köhler am Dienstagvormittag auf Anfrage der „Freien Presse“ erklärt.

Landesverband: AfD zu wählen, noch kein Kündigungsgrund

In einem Punkt widerspricht der sächsische Landesverband Diakonie-Präsident Schuch aber. Allein dass jemand AfD wählt, sei kein Kündigungsgrund, sagte Nora Köhler am Dienstagmorgen. „In Deutschland gibt es freie und geheime Wahlen – dies ist ein hohes Gut, welches es zu schützen gilt“, ergänzte Bauer am Dienstagnachmittag. Es sei damit zu rechnen, dass auch einige von den sächsischen Diakonie-Beschäftigten erwägen, die AfD zu wählen. „Wir stehen klar zu unserem Leitbild und den christlich-diakonischen Werten. Deshalb ist es für uns wichtig – insbesondere vor den Wahlen – miteinander ins Gespräch zu kommen und zu bleiben. Dafür bieten wir für unsere Mitglieder eine Handreichung, Dialogboxen sowie Beratung an.“

Schuch appelliert unterdessen an die Arbeitgeber in Deutschland, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Wählen aufzufordern. „Sie sollten auch deutlich machen, dass es wichtig ist, mit ihrer Stimme nicht die Feinde der Demokratie zu stärken.“ Die Demokratie sei kein Selbstläufer. Schuch fügte hinzu: „Jedes Unternehmen in Deutschland sollte deswegen seine Haltung überprüfen und sich fragen, ob es genug für den Erhalt der offenen Gesellschaft tut.“ (juerg)

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