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Pauls Meinung: Von Gerechtigkeit sind wir noch Jahrzehnte entfernt

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Die Hintergründe, weswegen Frauen mehr Care-Arbeit verrichten, sind komplex. Und das wird noch eine ganze Weile so bleiben.

Ist gleich wirklich gerecht? Stellen wir die Frage anders: Können wir derzeit überhaupt von „gleich“ sprechen? Nach jüngsten Angaben des Statistischen Bundesamtes leistet die Frau wöchentlich neun Stunden mehr Care-Arbeit als der Mann. Würde eine gleiche, in diesem Sinne gerechte Aufteilung stattfinden, würden Frauen und Männer wohl dieselbe Zeit an Sorge- und Haushaltsarbeit verrichten.

Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Die Frauen leisten mehr Care-Arbeit, wodurch ihnen im Umkehrschluss Zeit für ihre Erwerbstätigkeit fehlt und sie folglich auch weniger Rente beziehen werden. Diesen Zusammenhang belegt zumindest das Statistische Bundesamt, wonach Frauen 76 Prozent aller Teilzeitbeschäftigten in Deutschland ausmachen.

Aber warum? Eine Erklärung – zumindest für die neuen deutschen Bundesländer gesprochen – ist unter anderem in der DDR-Zeit zu finden. Anders als in der Bundesrepublik gingen Frauen dort zumeist zur Arbeit, verdienten so ihr eigenes Einkommen und kümmerten sich dennoch um den Haushalt und die Kinder – ein bis heute unverändertes Phänomen.

Noch viel zu tun

Dies wiederum resultiert aus den Anfängen des Elternseins einer jeden Familie. Acht Wochen lang ist die Frau auch nach der Entbindung eines Babys noch rein rechtlich durch den Mutterschutz geschützt. Im Anschluss wechselt sie in die Elternzeit – etwas, was der Vater (wenn überhaupt) erst später tut.

In dieser Phase impft sich folgendes ein: Der Mann geht arbeiten, die Frau kümmert sich um Kinder und Haushalt. Kehren die Frauen dann auf den Arbeitsmarkt zurück, setzt sich der über Monate, teils Jahre, bereits umgesetzte Trott der „Arbeitsteilung“ fort, woraufhin Frauen schließlich neun Stunden pro Woche mehr Sorgearbeit verrichten als ihre männlichen Mitbewohner.

Für viele Familien scheint das fair zu sein, doch eigentlich ist es nur gerecht, wenn auch eine gleiche Arbeitsaufteilung gegeben ist. Und davon – also von ausgeglichenen Care-Arbeits-Zeiten – sind wir noch Jahr(zehnte) entfernt. (past)

Dieser Text ist Teil einer Beitragsreihe. Die Volontäre der „Freien Presse“ haben in einem Projektmonat rund um das Thema „Arbeitsteilung in jungen Familien“ recherchiert. Die Familienporträts, Experten-Interviews, eine Datenanalyse, ein Quiz und die Sicht der jungen Reporter auf das Thema sind auf der Übersichtsseite zu finden. Die Arbeit der Volontäre könnt Ihr auch auf Instagram und Twitter verfolgen.

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