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Temperatursturz in Sachsen: Gefährdet der Frost die Obsternte im Freistaat?

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Erst Wohlfühltemperaturen von deutlich über 20 Grad, jetzt der drastische Temperaturabsturz mit nächtlichen Frösten – und die bange Frage: Müssen sich die Obstbauern in Sachsen sorgen?

Chemnitz.

Noch vor wenigen Tagen herrschte frühsommerliches Wetter. Wohin man schaute: ein Blütenmeer an Sträuchern und Büschen. Der Frühsommer ist jedoch erstmal vorbei, inzwischen sind die Temperaturen deutlich gefallen. Und damit nicht genug: Nachts stehen uns Frost und Werte unter dem Gefrierpunkt ins Haus!

Den Anfang macht wohl die Nacht von Samstag auf Sonntag, berichtet Jens Oehmichen vom Deutschen Wetterdienst (DWD) gegenüber unserer Zeitung. „Da müssen wir mit Werten um die 0 Grad rechnen.“ Vor allem in Tallagen, wo sich die Kaltluft sammeln kann, gehe es auch unter den Gefrierpunkt: „Da sind auch -1 Grad und im Mittelgebirge auch -2 Grad möglich. In manchen ‚Kältelöchern’ sogar noch niedrigere Werte.“

In den Folgenächten gehe es ähnlich frostig weiter, so der DWD-Experte. Wohl bis einschließlich der Nacht auf Mittwoch. „Und dann hoffe ich, dass wir irgendwann mal die Frostgefahr wieder loswerden.“ Das dürften wohl auch die Obstbauern im Freistaat hoffen.

Diese Temperaturen sorgen die Obstbauern

„Wenn die Temperaturen auf unter -1 Grad fallen, bereitet uns das Sorgen“, so Udo Jentzsch, Geschäftsführer des Landesverbands „Sächsisches Obst“, gegenüber der „Freien Presse“. Die Obstblüte sei jetzt „gerade so durch“, Temperaturen unterhalb von -1 oder -2 Grad seien kritisch. Es komme aber auch noch auf die äußeren Umstände an, etwa ob starker Wind wehe.

Denn der verstärke die Kälte nochmals. Auch die Dauer der Kälte spiele eine Rolle: Sinke die Temperatur etwa bereits gegen Mitternacht unter den Gefrierpunkt, seien eher Schäden zu befürchten, als wenn dies erst um 5 Uhr passiere – und es gegen 7 Uhr bereits wieder wärmer werde.

So können Obstpflanzen vor Frost geschützt werden

Die Obstbauern bereiten sich nun mit einigem Aufwand auf die kommenden Nächte vor. Das könnte auch für jene interessant sein, die im eigenen Garten Obst anbauen.

„Bei Erdbeeren ist es noch vergleichsweise einfach, die werden abgedeckt mit Vlies oder Folie. Da sind die erstmal geschützt“, erklärt Jentzsch. Wichtig: Tagsüber müsse die Vlies-Abdeckung dann aber wieder runter. „Das Material ist nicht lichtdurchlässig und am Tag muss die Fruchtentwicklung ja weitergehen.“

Baum- und Strauchobst könne man mit einer Überdachung bzw. einem Hagelnetz schützen. In Kombination mit der aufsteigenden Bodenwärme werde so die Temperatur um 0,5 bis 1 Grad angehoben. „Vorausgesetzt, es weht kein eisiger Wind“, so Jentzsch. Dann wäre alles hinfällig.

Ist die Ernte in Gefahr? Ja, wenn...

Und Winzer etwa im Elbtal sorgen aktiv für Wärme, indem sie Holz, Stroh oder Paraffinkerzen entzünden. Damit holen die Weinbauern ein bis zwei Grad heraus.

Was in Sachsen im Gegensatz zu anderen Regionen Deutschlands (z. B. Bodensee) überwiegend keine Rolle spiele, sei die sogenannte Frostschutzberegnung. Dabei werden Pflanzen mit Wasser besprüht. Das gefrierende Wasser schützt dann in der Regel Blätter und Blüten vor Frostschäden. „Damit kann man auch mal Temperaturen von bis zu -6 Grad abdecken, aber dafür haben wir hier einfach zu wenig Wasser.“

Jetzt mag der ein oder andere vielleicht einen Heizpilz daheim haben – eignet der sich, um den heimischen Apfel- oder Kirschbaum vor der Kälte zu schützen? Grundsätzlich sei das möglich, erklärt Jentzsch: „Aber man muss schon darauf achten, dass man den in die Windrichtung stellt, damit sich die Wärme verteilt. Oder sich daneben stellen und die warme Luft rüber blasen.“ Augenzwinkernd gibt er jedoch zu bedenken: „Ob das klimamäßig zu empfehlen ist, wenn jeder Heizpilze in den Garten stellt, das wage ich zu bezweifeln.“

Bleibt die alles entscheidende Frage: Ist die Obsternte in Sachsen gefährdet? „In dem Moment, wo die Temperaturen unter -1 Grad gehen, ist die Ernte in Gefahr“, so Jentzsch. Wieviel Prozent der Obsternte ausfallen könnten, hänge jedoch von vielen Faktoren ab. Auch ob die Qualität leide, lasse sich derzeit noch nicht abschätzen. Was sich jedoch sehr wohl sagen lasse: „Wenn an einem Ort zwei Nächte in Folge -5 Grad herrschen, dann ist dort alles weg.“ (phy)

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