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Ermittler sprengen großen Ring von Callcenter-Betrügern

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Sie sitzen im Ausland, arbeiten mit perfidesten Methoden: Seit Jahren nehmen Telefonbetrüger vor allem ältere Bürger aus. Nun haben Hunderte Ermittler aus ganz Europa den Spieß umgedreht.

Stuttgart.

Hunderte Ermittler aus Deutschland und anderen Ländern haben ein riesiges Netzwerk von Telefonbetrügern zerschlagen. Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) sprach in Stuttgart davon, dass man den "wohl europaweit größten Callcenter-Betrug aufgedeckt" habe. 

Dafür haben die Beamten im Landeskriminalamt Baden-Württemberg ein eigenes Call-Center aufgebaut, um Gespräche zu belauschen, die Trickbetrüger zu jagen und deren Opfer zu warnen. Seit Dezember seien mehr als 100 Beamtinnen und Beamte im Schichtbetrieb im Einsatz gewesen, sie hätten so 1,3 Millionen Telefonbetrugs-Gespräche gesichert. Die Ermittler hätten auf diese Weise in rund 6000 Fällen einen Schaden von rund zehn Millionen Euro verhindert. 

Mitte April habe man bei großangelegten Durchsuchungen gemeinsam mit Europol und dem Bundeskriminalamt dann in fünf Ländern, vor allem im Westbalkan, 12 Callcenter zerschlagen und 21 Personen festgenommen. 16 davon sitzen im Ausland in Untersuchungshaft. Bei neun Beschuldigten handle es sich um Callcenter-Betreiber. Auch Landesjustizministerin Marion Gentges (CDU) sprach vom europaweit wohl größten Erfolg im Kampf gegen Callcenter-Betrüger. 

Bankmitarbeiter brachte Stein ins Rollen

Ein umsichtiger Bankangestellte hatte die Ermittlungen ins Rollen gebracht. Ein Betrüger hatte im vergangenen Jahr als angeblicher Polizist eine 76-jährige Frau aus Freiburg angerufen, um an ihr Geld zu kommen, wie Gentges berichtete. Als die Dame 120.000 Euro von ihrem Girokonto abheben wollte, habe der Bankberater die Polizei informiert. Die internetbasierte Nummer des Betrügers stellte sich für die Ermittler als Goldgrube heraus, sie führte zu einem riesigen Callcenter-Netzwerk. 

Das LKA Baden-Württemberg richtete eine Ermittlungsgruppe ein, in die auch die Polizei aus Bayern, Sachsen und Berlin eingebunden war. Name: "Pandora". Statt die ermittelte Nummer abzustellen, hörten sie rund um die Uhr Zigtausende Gespräche in Echtzeit mit, konnten die potenziellen Opfer warnen - und sich selbst Zeit verschaffen für die Ermittlungen. 

80 Prozent der Straftaten konnten verhindert werden

Die Täter bedienten sich den Angaben zufolge am ganzen Spektrum der Telefonbetrügereien - sie gaben sich als nahe Verwandte aus, als Bankangestellte, Angehörige der Verbraucherzentrale, Mitarbeiter eines Inkassounternehmens oder als Polizisten oder Staatsanwälte. Mit Strafandrohungen, Gewinnversprechen, Inkasso-Forderungen oder Prepaid-Karten-Betrug versuchten sie, ihre Opfer im ganzen Bundesgebiet um ihr Erspartes zu bringen. Mehr als 80 Prozent der Straftaten konnten die "Pandora"-Ermittler verhindern.

Bei einem konzertierten Schlag am 18. April wurden dann mit Unterstützung von Europol und dem Bundeskriminalamt zeitgleich Wohnungen und Geschäftsräume in mehreren Ländern des Westbalkans und im Libanon durchsucht. Dabei stellten die Ermittler Datenträger sicher, Schriftstücke, Bargeld und Vermögenswerte in Höhe von einer Million Euro. Derzeit werden die Beweismittel ausgewertet.  (dpa)

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