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Modric und Kroatien zwischen Himmel und Hölle

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Das Spiel in Leipzig war fast schon vorbei. Doch in der achten Minute der Nachspielzeit schießt Italien bereits feiernde Kroaten mit dem 1:1-Ausgleich wohl aus dem Turnier.

Leipzig.

Die Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt – auf beiden Seiten. In einem Endspiel ums Weiterkommen spürte man in Leipzig das spannungsvolle Knistern bis hinauf unters Stadiondach. Mit dem Rücken zur Wand stand der WM-Dritte, der bislang bei dieser Fußball-EM enttäuschte. Die Kroaten mussten mit aller Macht gewinnen gegen die stark in die Kritik geratenen Italiener, die beim chancenlosen 0:1 gegen Spanien spielerisch eine Abreibung hatten hinnehmen mussten.

40.000 kroatische Fans hatten die Messestadt für dieses Schicksalsspiel ihrer Mannschaft bevölkert, schon vor Spielbeginn machten sie einen Höllenlärm, zündeten während der Begegnung mehrfach bengalische Feuer. Zum Brennen aber brachte das ihre Mannschaft auf dem Feld lange nicht, im Gegenteil: Die Altstars um Luka Modric (Real Madrid), Mateo Kovacic (Manchester City) und Marcelo Brozovic (Al-Nassr) taten sich wie schon beim 2:2 gegen Albanien und dem 0:3 gegen Spanien schwer. Zu müde, zu träge, zu undynamisch, um dem Kombinationsfußball der Italiener hinterherzukommen.

Nur in der Startphase gelang es den „Vrateni“, ihren Gegner, gegen den sie in acht Pflichtspielen noch kein einziges Mal verloren haben (zwei Siege, sechs Unentschieden), einzuschnüren: 97:3 Prozent Ballbesitz besaßen die Kroaten nach fünf Minuten Spielzeit, Luka Sucic scheiterte mit der besten Möglichkeit mit einem 120-km/h-Gewaltschuss aber am besten Italiener, Luigi Donnarumma (5. Minute).

„Weniger attraktiven Fußball“ hatte Luciano Spaletti, der Coach der Squadra Azurri angekündigt, werde man notfalls spielen, um den Weg ins Achtelfinale nur irgendwie zu ebnen. Dafür reichte Italien rechnerisch ein Remis, die Kroaten aber, sie mussten zwingend gewinnen. Dieser Druck schien die gealterten Stars der „Goldenen Generation“ zu hemmen: Bis zur Pause spielte nur Italien – von wegen tief stehen und auf Konter setzen! Erst köpfte Mateo Retegui nur knapp am kroatischen Tor vorbei (19.), dann blockten gleich zwei Verteidiger den Schussversuch des Stoßstürmers.

Schlagartig still war der brüllend laute kroatische Anhang wenig später, als Jorginho einen abgewehrten Eckball weiterschob auf Barella, dessen butterweiche Flanke der aufgerückte Bastoni völlig frei mit dem Kopf aufs Tor drückte, doch Dominik Livakovic im kroatischen Tor lenkte den Ball über die Latte (27.).

Ansonsten verlagerte sich die Partie auf Zweikämpfe im Mittelfeld, jeder Meter Raum war heftig umkämpft. In Hälfte zwei kamen zunächst die Kroaten wieder mit großem Druck: Ein Kramaric-Schuss sprang Davide Frattesi, der sich wegdrehte, aus nächster Nähe an den Arm – Schiedsrichter Danny Makkelie entschied nach Sichtung der TV-Bilder auf Strafstoß. Doch Donnarumma ahnte die Ecke und parierte den schwach getretenen Strafstoß von Modric (54.). Die Klasse eines Superstars aber bewies der Weltfußballer von 2018 nur 31 Sekunden später: Zunächst parierte der bärenstarke Donnarumma den nächsten Versuch aus kurzer Distanz von Budimir, den Abpraller setzte Luka Modric eiskalt unter die Latte. 1:0 – die Führung, die das Achtelfinale bedeuten würde, versetzte den Anhang in absolute Ekstase. Die Gesänge, man hörte sie nun von Schkeuditz bis Böhlen, von Börsdorf nach Rackwitz. Nun musste sich Italien mit nur drei Zählern auf Rang drei gehörig Sorgen machen. Bastoni setzte einen Eckball nur Zentimeter über das kroatische Tor (61.).

Die eben noch triste Partie, sie nahm nun wild und irre an Fahrt auf, weil Italien vor dem drohenden Kollaps stand – der Titelverteidiger brauchte ein Tor. Doch zuviel passierte auf Zufall, zu wenig auf geordnetem, druckvollem Offensivspiel bei den Italienern, die Kroaten verteidigten mit allerletzter Kraft, mit Herz und ohne Entlastung.

Das rächte sich in der achten Minute der Nachspielzeit : Noch ein letztes Mal trieb Calafori den Ball tief in die kroatische Hälfte, wo Mattia Zaccagni per Traumtor in den Torwinkel zum 1:1 traf – und die Kroaten wohl nach Hause schickte.

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