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Zähne ziehen im Akkord: Zahnärztin aus dem Vogtland zum dritten Mal zu Hilfseinsatz in Afrika

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Die Klingenthaler Zahnärztin Sabine Leonhardt war für die Organisation „Dentists for Afrika“ im Einsatz. Nach Madagaskar und den Kapverden machte sie nun in Kenia Station.

Klingenthal/Kapnyeberai.

Was tun, wenn einen in Kenia Zahnschmerzen plagen? Der Tagesverdienst liegt bei umgerechnet etwa 1,50 Euro – das Ziehen eines Zahnes kostet 4,50 Euro, eine Füllung sogar das Doppelte. „Wir haben deshalb speziell an vier Tagen Einwohner kostenlos über Spendengelder behandelt, dabei 158 Zähne gezogen und 151 Füllungen gelegt“, erzählt Sabine Leonhardt.

Zwei Wochen war die Klingenthaler Zahnärztin mit einem Team der Organisation „Dentists for Afrika“ zu einem Hilfseinsatz in einer katholischen Diözese in Kapnyeberei. Das Gebiet liegt etwa 90 Kilometer entfernt vom Victoria-See auf einer Hochebene, etwa 2000 Meter über dem Meeresspiegel. Die Menschen dort leben vor allem von Ackerbau und Viehzucht, auf den staatlichen Teeplantagen sah die Klingenthalerin fast ausschließlich Frauen arbeiten. Es gibt spezielle Programm für Kinderpatenschaften und Witwen, deren Männer an Aids gestorben sind. Die Aidsrate ist sehr hoch.

Touristen verirren sich wahrscheinlich nicht nach Kapnyeberai. Es ist eine Gegend, in der man auf Sand- und Steinpisten eher mit dem Motorrad als mit einem Auto vorankommt. Wie viele Menschen in der Region leben, konnte Sabine Leonhardt nicht in Erfahrung zu bringen. „Wir wurden sehr freundlich aufgenommen. Wenn wir unterwegs waren, begleitete uns stets ein Trupp Kinder.“ Aber ab abends sei alles dicht und verschlossen gewesen.

Für die Klingenthalerin war es nach Madagaskar und den Kapverden der dritte Hilfseinsatz in Afrika. Die Initiative für Kenia ging von Steffi Schmitt-Langer aus, einer Studienfreundin von Sabine Leonhardt. Sie war bereits neun Mal in Kenia. Dort warteten zwei ihrer Patenkinder, die von ihr auch finanziell betreut werden. Eines der Patenkinder, Prisca Modesti, wird in diesem Jahr in Kenia ihre Ausbildung zur Zahnärztin abschließen. Sie begleitete das Team beim Hilfseinsatz. Mit dabei waren außerdem Carmen Luzens, die über 30 Jahre als Assistentin in der Praxis von Steffi Schmitt-Langer tätig war, und Martina Notthof, die Sabine Leonhardt bereits beim Einsatz in Madagaskar unterstützte.

Hilfseinsatz wird in Eigenregie finanziert

Ein Hilfseinsatz in Afrika heißt für die Akteure, dass alles auf eigene Kosten erfolgt: Zugfahrten, Flug nach Kenia und zurück, Visabeschaffung, Unterbringung und Verpflegung vor Ort, Einholen der erforderlichen Arbeitserlaubnis, notwendige Impfungen und so weiter. „Die Vorbereitung auf einen solchen Einsatz dauert gut sechs Monate“ rechnet die Klingenthalerin zusammen. Alles zusammen kostete sie rund 3000 Euro.

Hinzu kam die Spendenakquise, um in Kapnyeberai helfen zu können. Neben der Apotheke am grünen Baum in Klingenthal und der Zahnarztpraxis Grützmann in Zwota unterstützten 13 Familien den Einsatz von Sabine Leonhardt. „Ich habe versprochen, dass alles 1:1 in Kenia ankommt – auch wenn es nur ein Topfen auf den heißen Stein ist“, sagt sie.

Das ist die Bilanz der Klingenthalerin: Zwölf bedürftigen Kindern wurde der Kauf von Schuluniformen ermöglicht: Lederschuhe, Strümpfe, Hosen, für Mädchen zusätzlich Kleider, Blusen, Krawatten, Pullover und Rucksäcke.

Zehn Familien und fünf bedürftige alte Menschen bekamen notwendige Lebensmittel wie Mehl, Reis, Zucker, Milch, Brot und Öl, aber auch Seife und Creme.

270 Schüler der Primary School Kapnyeberai erhielten für den Unterricht jeweils zwei Hefte und einen Stift, für die höheren Klassen gab es Mathematik-Sets mit Zirkel und Winkelmesser.

„Es war wieder eine sehr intensive Lebenszeit mit vielen Eindrücken und Emotionen. Ich glaube, näher kann man Kenia nicht kommen“, sagt die Klingenthalerin im Rückblick auf den Einsatz.

Steffi Schmitt-Langer und Sabine Leonhardt haben bereits ein neues Projekt im Blick. Zum Bornkinnelmarkt in Klingenthal werden die beiden Frauen mit der Hilfsorganisation „Dentists for Afrika“ präsent sein. „Es wird dann afrikanischen Tee und Präsente aus Afrika für den Gabentisch geben, vielleicht auch ganz nette Gespräche – und hier und da eine kleine Spende für die Kinder von Kenia“, schaut sie voraus. (tm)

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