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Tobte ein Tornado in Gröditz? Jetzt herrscht Klarheit

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Starke Windböen haben am Dienstag in der Kleinstadt Gröditz (Kreis Meißen) gewütet – kam es auch zu einem Tornado? Das sagen die Experten.

Gröditz.

Heftige Gewitter zogen am Dienstag über Teile Sachsens hinweg. In Leipzig mussten die Veranstalter der EM-Fanzone schließlich vor dem Unwetter kapitulieren und die Zone am Abend schließen.

Derweil suchten starke Windböen die 6900-Einwohner-Kleinstadt Gröditz nahe der Grenze zu Brandenburg heim. Die Feuerwehr sprach auf Instagram von mehr als 40 Einsätzen, die anstanden. Die Floriansjünger meldeten der Leitstelle dort gar einen Tornado.

Mit Drohnenaufnahmen habe man eine Schneise erkannt, die darauf hinweisen könnte, ließ die Gröditzer Stadtverwaltung am Mittwochmorgen wissen. Unter anderem fiel ein Baum auf Bahnschienen, Häuser wurden abgedeckt, Autos beschädigt. Verletzt wurde offenbar niemand.

DWD-Spezialisten prüfen möglichen Tornado

Ein Tornado in Sachsen? Nachfrage beim Deutschen Wetterdienst (DWD) in Leipzig. Dort betrachtet man die Meldung derzeit als einen Verdachtsfall, der durch Spezialisten geprüft werde, berichtet DWD-Experte Florian Engelmann gegenüber der „Freien Presse“ am frühen Morgen.

Was jedoch am Morgen danach klar ist: Am Dienstagabend gab es dort das Potenzial für einen Tornado. Doch Engelmann gibt zu bedenken: Statt eines Tornados könnte in Gröditz auch ein sogenannter „Downburst“ gewütet haben. „Das ist ein Fallwind, der sehr große Windgeschwindigkeiten erzeugen kann.“

Das verrät die Fallrichtung der Bäume

Nun müssten sich die Tornado-Spezialisten des DWD unter anderem die Schadensbilder anschauen: „Haben umgeknickte Bäume zum Beispiel alle dieselbe Fallrichtung oder fielen sie in unterschiedliche Richtungen?“

Denn durch die rotierende Bewegung eines Tornados komme der Wind aus unterschiedlichen Richtungen – und entsprechend fielen Bäume auch unterschiedlich.

Das sagen die Tornado-Experten

Tornado oder nicht? Am späten Vormittag herrscht Klarheit. Verantwortlich für die Schäden in der Kleinstadt war eine sogenannte Superzelle, also ein rotierendes Gewitter. Das könne nicht nur großen Hagel, sondern auch Orkanböen und selbst Tornados hervorbringen.

„Einen Tornado können wir nach aktueller Sachlage nicht bestätigen“, informiert Marcus Beyer von der Tornado-Expertengruppe des DWD unsere Redaktion. „Derzeit deutet viel darauf hin, dass die Ursache für die Schäden geradlinige Winde (Fallböen) gewesen sind.“

Grundlage für Beyers Aussage seien etwa die gesichteten Radarbilder. „Zudem liegen uns auch keine Aufnahmen eines Tornados vor.“ Endgültige Klarheit könne nur eine Untersuchung der Schäden und des Schadensmusters vor Ort bringen. „Dies nimmt aber noch einige Zeit in Anspruch“, so der Experte. Und weiter: „Auch Fallböen können schwere Schäden wie bei Gröditz bringen.“

Windgeschwindigkeiten von mehr als 140 km/h

Die Tornado-Spezialisten gehen derzeit davon aus, dass in Gröditz Windgeschwindigkeiten jenseits von 140 Stundenkilometern herrschten.

Beyer bezieht sich auf die Internationale Fujita-Skala (IF), mit der Schäden durch Starkwindphänomene wie Tornados oder Downbursts klassifiziert werden. Sie reicht von IF0 (90 km/h) bis IF5 (470 km/h). „Derzeit wird der Fall mit einer Stärke von IF1.5 geführt. Das entspricht Windgeschwindigkeiten um 180 km/h.“ Plus/Minus 30 km/h.

Unwetter am Freitag: Tornados nicht ausgeschlossen

Stehen dem Freistaat in den kommenden Tagen nochmals Wetterlagen ins Haus, aus denen heraus sich ein Tornado entwickeln könnte? Bereits heute stehen wieder Gewitter an, lässt Florian Engelmann wissen: „Aber wahrscheinlich nicht annähernd so kräftig wie gestern. Und heute auch nicht mit Tornadogefahr.“ Anders dann am Freitag.

Da erwarten uns im ganzen Freistaat am Nachmittag bzw. Abend – passend zum nächsten EM-Spiel in Leipzig (Niederlande gegen Frankreich) – wieder kräftige Gewitter. Vermutlich gar Unwetter. Einen Tornado kann der Wetter-Experte dann nicht zu 100 Prozent ausschließen.

Nicht nur für die EM-Fans gilt dann also wieder: Behalten Sie das Wetter im Auge.phy (mit dpa)

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