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Kroatische Fans attackieren Italiener: Polizei hatte bei EM-Spiel in Leipzig alle Hände voll zu tun

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Das dritte EM-Spiel in Leipzig hat Tausende Polizisten gefordert. Die legen am frühen Morgen eine erste Bilanz vor.

Leipzig.

Am Montagabend trafen Kroatien und Italien im Leipziger Stadion aufeinander. Rund um die EM-Partie hatte die Polizei einiges zu tun.

Insgesamt rund 2000 Beamte waren im Einsatz, um für Sicherheit und Ordnung zu sorgen, wie die Polizei am Dienstag mitteilt. Die Kräfte aus Leipzig bekamen dabei unter anderem Unterstützung von der Bundespolizei sowie den Landespolizeien Thüringen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Zudem waren Unterstützungskräfte aus Italien und Kroatien nach Leipzig gereist.

Acht Risiko-Fans in Wurzen gefasst

Und die waren auch nötig: Schon am Sonntag waren in der Innenstadt viele kroatische Fans unterwegs, insbesondere im Barfußgässchen und am Markt zündeten Unbekannte mehrfach Pyrotechnik. Damit nicht genug: Am Montagvormittag wurde bekannt, dass sich acht sogenannte Risiko-Fans, denen die Bundespolizei bereits am Vortag die Einreise nach Deutschland verweigert hatte, in Wurzen aufhalten sollen.

„Polizeikräfte konnten fünf Personen unmittelbar in Gewahrsam nehmen“, heißt es am Dienstag. „Im Laufe des Tages wurden die Fünf einem Richter vorgeführt und der Präventivgewahrsam bis Dienstagvormittag bestätigt.“ Die verbleibenden Drei entdeckte man im Stadtgebiet, somit landeten schließlich alle Acht im Gewahrsam.

Pyros in Fan-Zone und bei Fan-Meeting-Point

Gegen 13 Uhr öffneten sowohl die Fan-Zone als auch der Fan-Meeting-Point am Wilhelm-Leuschner-Platz, letzterer galt im Vorfeld als zentraler Treffpunkt für die kroatischen Fans. In der Spitze sammelten sich dort über 3000 Personen. Außerdem versammelten sich mehrere Tausend Fans auf dem Markt, darunter auch vereinzelt italienische Anhänger.

An beiden Plätzen zündeten Personen mehrfach Pyros. „Neben Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz kann das Abbrennen von Pyrotechnik in einer Menschenmenge auch den Tatbestand einer versuchten gefährlich Körperverletzung erfüllen“, notiert die Polizei, „weswegen auch diesbezüglich Ermittlungsverfahren eingeleitet wurden“.

10.000 Kroaten marschieren: Verkehrsbehinderungen wegen Fanwalk

Verkehrsteilnehmer mussten während des Fanmarsches der Kroaten mehr Zeit einplanen: Ab 17.30 Uhr wurde der Martin-Luther-Ring zwischen Harkortstraße bis zum Roßplatz für die rund 10.000 Fans gesperrt.

Immer wieder wurde Pyrotechnik inmitten der Menschenmenge gezündet, entsprechend leiteten die Beamten zahlreiche Ermittlungsverfahren wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung gegen die Tatverdächtigen und gegen Unbekannt ein. Dennoch bezeichnet die Polizei die Stimmung als „friedlich und ausgelassen“.

Hunderte kroatische Risikofans wurden vor Spielbeginn auf der Jahnallee präventiv kontrolliert. Ziel der Maßnahme: Pyrotechnik finden und sicherstellen. „Die Fans standen bereits durch die vergangenen EM-Spiele und Erkenntnisse von Polizeikräften aus Kroatien im Fokus der Polizei“, ist zu lesen.

Ermittlungen wegen Volksverhetzung und Drohneneinsatz

Wegen Volksverhetzung ermitteln die Kripo gegen vier Männer im Alter von 25 bis 47 Jahren (vier Kroaten, zwei Deutsche). Gegen 19.15 Uhr sollen diese in einer Bar in der Käthe-Kollwitz-Straße Verfassungsfeindliches gerufen haben.

Blick in die Fan-Zone am Augustusplatz: Dort sammelten sich rund 11.500 Fußballbegeisterte, bis auf vereinzeltes Abbrennen von Pyros kam es zu keinen Störungen.

Anders im Stadion. Während die Partie auf dem Rasen mit 1:1 endete, mussten Beamte abseits des Spielfelds aktiv werden und gegen Becherwerfer und das Abfackeln von Pyrotechnik einschreiten.

Vor der EM testete die Polizei in Leipzig die Drohnenabwehr, bei der Partie Kroatien-Italien musste sie gleich mehrmals eingreifen: Insgesamt vier Drohnen entdeckte sie in der Flugbeschränkungszone und brachte die Flugobjekte zur Landung.

Gegen die Piloten wurden Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Luftverkehrsgesetz eröffnet. „Viele Drohnenpiloten sind sich nicht bewusst, dass sie die Pflicht zur Flugvorbereitung haben und sich somit besonders über die geografischen Besonderheiten und damit verbundene Einschränkungen informieren müssen“, mahnen die Ordnungshüter.

Attacke nach Spielende: Italiener krankenhausreif geprügelt

Nach Spielende kam es zu einem schweren Angriff in der Beethovenstraße: Aus einer Gruppe von etwa 20 Kroaten heraus wurden gegen 0.15 Uhr italienische Fans mit Schlägen und Tritten attackiert, wie ein Polizeisprecher gegenüber der „Freien Presse“ berichtet.

Insgesamt vier Italiener wurden verletzt, zwei davon mussten ins Krankenhaus. Einer konnte dort ambulant behandelt werden, der andere kam auf Station.

Elf Tatverdächtige im Alter von 21 bis 44 Jahren schnappte die Polizei nach dem Angriff.

Polizei rechnet mit deutlich mehr Straftaten

Insgesamt registrierten die Polizisten während des Einsatzes 45 Straftaten und fünf Ordnungswidrigkeiten. Aber es dürften noch deutlich mehr werden: „Da die zahlreichen Straftaten im Bereich Markt und bei den Fanwalks noch nicht alle ausgewertet sind, ist hier noch eine zum Teil deutliche Steigerung der Fallzahlen zu erwarten.“ Bisher konnten 15 Tatverdächtige ermittelt werden.

Sie leiteten Ermittlungsverfahren wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung im Zusammenhang mit dem Zünden von Pyrotechnik sowie wegen Volksverhetzung, des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Körperverletzungen, Hausfriedensbrüchen und Verstößen gegen das Luftfahrtgesetz ein. (phy)

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