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Mit der Prügel so eine Sache ...
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Seit zehn Jahren höre (und lese) ich diese Bezeichnung, und habe mich, auch wenn es mir niemals einfallen würde, sie selbst zu gebrauchen, daran gewöhnt, dass es viele gibt, für die ich der "Prügelknabe" der Redaktion der "Freien Presse" bin. So verhält es sich nun einmal: Der Ärger von Lesern über Inhalte der Zeitung kommt bei mir an, und ich versuche häufig gar nicht erst, ihn von mir abzuwenden, indem ich mich als den falschen Adressaten zu erkennen gebe, der den Unmut ganz einfach weiterreichen könnte. Heute aber möchte ich mich erstmals so nennen, weil ich mich nach sieben Anrufen zu ein und derselben Angelegenheit tatsächlich wie ein "Prügelknabe" gefühlt habe. Das kam so:
Der Kollege, der den Artikel "Ich urteile nicht" heute auf die Seite "Kultur" gestellt und redegiert hat, hat es nicht gemerkt, weil es überhaupt keinen Anlaß gab, das zu kontrollieren.
Der von uns beauftrage Autor dieser Rezension hat den Fehler auch nicht als solchen erkannt, vermutlich weil es für ihn auch keinen Grund gab, das zu überprüfen.
Der Verlag, der das Buch herausgibt, ist darüber ebenso wenig gestolpert, wie der Lektor, der den Schriftsteller und sein Buchprojekt betreut hat.
Dem Autor selbst (oder einem seiner Mitarbeiter) ist dieser Fehler passiert: Sein Buch trägt den Titel "09236 Clausnitz", der ein Verweis auf die fremdenfeindlcihen Demonstrationen im Jahr 2016 in Clausnitz im Osterzgebirge sein soll. Nun hat dieser Ort aber die Postleitzahl 09623, während die im Buchtitel genannte die Postleitzahl von Claußnitz (mit ß) bei Mittweida in Mittelsachsen ist.
Die sieben Leute in der Leitung waren Claußnitzer (mit ß) und haben mir teilweise abenteuerliche Geschichten erzählt, wie sie vor vier Jahren unter dieser (nur klingenden) Namensgleichheit gelitten hatten, weil sie von vielen Zeitgenossen in Deutschland als jemand betrachtet worden waren, der in dem "Nazi-Dorf" in Sachsen zu Hause ist und womöglich deshalb selbst ein Rechter ist.
Ich habe alle Anrufer ausreden lassen, ihnen geduldig zugehört und zugestimmt, dass dieser Fehler niemals hätte passieren dürfen, und dass ich uneingeschränktes Verständnis für ihren Unmut habe. Sie haben sich auch, weil ich teilweise danach gefragt habe, nach dem Gespräch mit mir besser gefühlt. Das ist entscheidend, denke ich, und ich konnte mir das Mittagessen sparen, weil auch bittere Schokokugeln mit einem Kakaoanteil von 70 Prozent satt machen können, wenn man mehr als nur eine davon im Mund ganz langsamen zergehen lässt.
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